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1. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 70

1888 - Leipzig : Engel
- 70 — sich über die höchsten Dinge in phantastischer Weise ausliess und den er dem allgemein im Rufe eines Wundermannes stehenden Simon den Jochai, dem Schüler E. Akiba’s, unterlegte. Dieses in chaldäischer Sprache geschriebene Buch, „Sohar“ (Glanz), das Hauptwerk der Kabbala, machte ungewöhnliches Aufsehen und übte nicht geringen Einfluss auf das Judenthum; es schwang sich zu einer beispiellosen Herrschaft empor und umstrickt in manchen Gegenden noch jetzt viele Geister mit seinen Banden. Einen schroffen Gegensatz zu der kabbalistischen Richtung bildeten die Philosophen der damaligen Zeit, welche die Erzählungen der heil. Schrift, die religiösen Vorschriften und Gebräuche allegorisch deuteten und ihre freien Ansichten auch öffentlich predigten. Die eigentlichen Vertreter dieser Richtung waren: Schemtob Falaquera (Palquera), ein Spanier von seltener Gelehrsamkeit, der in seinem „Forscher“ (Mewakkesch) einen kurzen Ueberblick der Wissenschaften lieferte und einen Commentar zu Maimuni’s „More“ schrieb; Isaak Albalag, welcher den Widerspruch zwischen Glauben und Wissen so scharf zuspitzte, dass er geradezu als Ketzer bezeichnet wurde; Secharja den Isaak den Schealtiel, ein kühner philosophischer Commentator der heil. Schrift, der Alles was er mit der Vernunft nicht in Einklang zu bringen vermochte, für Poesie ausgab, und Levi den Chajim aus Villefranche, der die Wunder natürlich erklärte, mit dem rabbinischen Judentlium gänzlich brach und seine Lehren in öffentlichen Vorträgen verbreitete. Eine vermittelnde Persönlichkeit, gründlicher Talmudist und Freund der Wissenschaften war Vidal Menachem Heiri, Rabbiner zu Perpignan, der Verfasser eines Commentars zu den „Sprüchen der Väter“ (Bet Habecliira) und verschiedener Erläuterungen zum Talmud. Vorsichtig und taktvoll wie er war, liess er sich in einen Kampf gegen die Freiheit des Geistes und die Wissenschaft nicht ein. Nicht so besonnen handelte Abba Mari b. Moses b. Joseph oder D. Astruc de Lunel in Montpellier. Er drang in Ben Aderet, den dem Judenthume gefahrdrohenden Bestrebungen der rücksichtslosen Freidenker, besonders den Lehren des Levi aus Villefranche, mit aller Kraft entgegenzutreten. Ben Aderet liess sich nicht so leicht hinreissen, zudem auch die Freunde der Wissenschaft mit Jakob Tibbon oder D. Profat, dem Regenten (Kanzler) der medicinischen Schule zu Montpellier an der Spitze, sich gegen eine Aechtung der Wissenschaft aufs entschiedenste verwahrten. Während die jüdischen Gemeinden in Spanien und der Provence für und wider die Neuerer Partei ergriffen, erhielten die Eiferer einen einflussreichen Bundesgenossen in dem aus Deutschland eingewanderten frommen Ascher den Jechiel (Ascheri, Rosch), der, ein Schüler des R. Meir aus Rothenburg, eine talmudische Autorität und der Philosophie völlig fremd, Ben Aderet zu bewegen wusste, am 26. Juli 1305 in Barcelona über alle diejenigen den Bann auszusprechen, welche sich vor zurückgelegtem 25. Jahre mit Philosophie oder sonst wissenschaftlichen Schriften in den nächsten 50 Jahren beschäftigen würden. D. Profat und seine Freunde ruheten nicht: mit Erlaubniss des Landesherrn sprachen sie einen Bann über alle aus, welche ihre Kinder vom Studium der Wissenschaften abhielten. Ueber den weitern Verlauf dieser Angelegenheit,

2. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 75

1888 - Leipzig : Engel
— 75 — ins Land zurückzukehren. Ein jüdischer Banquier Manasse de Vesou, der später die Stelle eines Obereinnehmers bekleidete, führte die Unterhandlungen zwischen seinen Glaubensgenossen und der Regierung und es gelang ihm, die günstigsten Bedingungen für sie zu erhalten. Sie durften vorläufig auf 20 Jahre überall im ganzen Lande wohnen und sollten vor den Hetzereien der Geistlichkeit geschützt werden. Karl V. verlängerte von Zeit zu Zeit ihren Aufenthalt, und sie erfreuten sich unter seiner Regierung Jahre der Ruhe, welche sie jedoch unter dem schwachen Karl Vi. schrecklich zu büssen hatten. Zu Anfang des Jahres 1380, bald nach seiner Thronbesteigung, wiegelte eine Anzahl pariser Adelicher, welche den Juden verschuldet waren, die Volksmasse gegen sie auf; die Juden wurden erschlagen und ihre Häuser in Brand gesteckt. Vier Tage währte das Morden, eine jüdische Bartholomäus-Nacht, das in verschiedenen Städten Frankreichs schnell Nachahmung fand. Karl Vi. versuchte wol einigemal die Juden zu schützen, dem Andrang der Geistlichen konnte er jedoch auf die Dauer nicht widerstehen und so erliess er am 17. September 1394, es war gerade der Versöhnungstag, das unwiderrufliche Gesetz, dass kein Jude künftighin in irgend einem Theile Frankreichs, weder in Nord- noch in Südfrankreich wohnen oder weilen dürfe. Er verfuhr jedoch mit mehr Schonung gegen sie als Philipp der Schöne, indem er ihnen gestattete, ihr Vermögen mitzunehmen. So schieden die Juden aus dem grössten Theile Frankreichs; in Marseille, Toulouse und in den Landschaften, welche nicht direct der französischen Krone unterstanden, wie die Provence, die Dauphine u. a., durften sie noch verbleiben. Auch die Päpste von Avignon duldeten sie in ihrem kleinen Kirchenstaate Venaissin, besonders in den beiden Städten Avignon und Carpentras, wo sie mit ihrem eigenen Ritus sich bis auf den heutigen Tag erhalten haben. Die Verbannten aus Frankreich wanderten nach der Provence, der Dauphine, nach Deutschland und Italien aus, die wenigsten gingen nach Spanien. § 12. Die Juden Spaniens im 14. Jahrhundert. Im Vergleich zu ihren Glaubensgenossen in anderen Staaten lebten die Juden in Spanien, ganz besonders in Castilien, noch immer in glücklichen Verhältnissen. Unter D. Sancho Iv., Ferdinand Iv. und Alfonso Xi. nahmen mehrere geistigbegabte Juden hervorragende Stellungen ein und übten als Diplomaten Einfluss auf die Politik. Todros Abulafia war Leibarzt und Schatzmeister des Königs Don Sancho. Alfonso Xi. hatte zwei jüdische Günstlinge: Don Joseph de Ecija (Benveniste), den er zu seinem Schatzmeister und Rathgeber ernannte und ihn auch einmal mit dem ehrenvollen Aufträge betraute, um eine portugiesische Prinzessin für ihn zu werben, und Don Samuel Ibn Wakar, der ihm als Leibarzt und Münzmeister diente. Diese beiden jüdischen Höflinge lebten aber miteinander in beständiger Feindschaft und suchten sich gegenseitig Schaden zuzufügen, erregten überhaupt durch ihren Aufwand und ihr stolzes Benehmen den Hass des Volkes, der durch Judenfeinde noch mehr geschürt wurde. Einer der fanatischsten Judenfeinde dieser Zeit war der getaufte Jude

3. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 141

1888 - Leipzig : Engel
— 141 - Gelehrten Frankreichs, von Bnffon, Diderot, Rousseau, selbst von dem König Ludwig Xvi. ausgezeichnet; die königliche Gesellschaft der Wissenschaften m London erwählte ihn zu ihrem Mitgliede. Die Judenfrage beschäftigte bereits mehrere Jahre vor Ausbruch der Revolution die öffentliche Meinung. Der edle Malesherbes liess mehrere angesehene Juden, wie Herz Medelsheim, auch Cerf Berr genannt, der ein Freund Mendelssohn’s war, Furtado, Gradis u. A., Verbesserungsvorschläge zu Gunsten der in Frankreich wohnenden Juden machen. Die Gesellschaft der Wissenschaften in Metz setzte einen Preis für das beste Werk über die Verbesserung der Judenverhältnisse aus; drei diese Fragen beantwortende Schriften, die des Abb§ Gregoire, des Advocaten Thiery und des polnischen Juden Salkind Hurwitz wurden gekrönt. Nach dem Ausbruch der Revolution reichten die Juden, deren Zahl in Frankreich nicht gross war, Gesuche um Emancipation bei der Nationalversammlung ein. Alle Freiheitshelden: Mirabeau, Robespierre, der Herzog de Montmorency, Talleyrand, Duport traten mit Wärme und Entschiedenheit für die Juden ein, und nach einem heissen Kampfe wurde die volle Gleichstellung aller französischen Juden am 27. September 1791 von der Nationalversammlung ausgesprochen, auch bald vom Könige bestätigt. Die Juden zeigten sich der erhaltenen Freiheit würdig. Mit Muth und Begeisterung kämpften sie in den Reihen ihrer christlichen Mitbürger für den Ruhm und die Grösse ihres neuen Vaterlandes. Die Juden in dem nördlichen Theil des damaligen Frankreich, der Eisass genannt, waren die Einzigen, welche ihre Aufgabe nicht ganz begriffen, sodass Beschwerden in Masse an den Kaiser Napoleon gelangten mit dem Gesuche, die Rechte der Juden wieder zu beschränken. Da beschloss Napoleon, eine Versammlung jüdischer Notabein aus allen Landestheilen zu berufen. Diese Notabelnversammlung, bestehend aus 110 Mitgliedern, trat in Paris zusammen und hielt am 26. Juli 1806 ihren feierlichen Einzug in den vom Kaiser im Hotel de Ville ihr eingeraumten Sitzungssaal. Der Versammlung, welche Abraham Furtado zu ihrem Präsidenten wählte, wurden zwölf Fragen zur gewissenhaften Beantwortung vorgelegt, und die darauf ertheilten Antworten hatten den Kaiser so sehr befriedigt, dass er, um den Beschlüssen der Versammlung Rechtskraft zu verleihen, ein aus 71 Mitgliedern, theils Rabbinern, theils Laien, bestehendes Synhedrin einsetzte. Viel Tage nach dem Schluss der Notabelnversammlung trat das an die alte Herrlichkeit Israel’s erinnernde Synhedrin mit dem Rabbiner David Sinzheim als Vorsitzenden, Abraham de Cologna und Abraham Segre als Beisitzern, zusammen; seine Wirksamkeit beschränkte sich aber auf die Errichtung d.er noch heute in Fiank-reich bestehenden Consistorialverfassung. Seit 1830 werden die jüdischen Geistlichen gleich den christlichen aus Staatsmitteln besoldet. Die jüdischen Bürger Frankreichs nehmen im Staatsdienst und in der Armee hohe Stellen ein. Cre-mieux, Fould, Godchaux, Raynal waren Minister; Ad. Frank, J. Deren-bourg, M. Loewy, Jul. Oppert sind Mitglieder der französischen Akademie. Mit den Kriegen und Siegen der Franzosen pflanzten sich die duldsamen und freien Ansichten Frankreichs überallhin fort. Nachdem Holland in eine batavische Republik verwandelt worden war, erhielten auch die holländischen

4. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 145

1888 - Leipzig : Engel
— 145 — Freiheit des Vaterlandes und viele kehrten, mit Ehrenzeichen geschmückt, aus den blutigen Schlachten zurück. Kaum waren die Kriege beendet und Napoleon gestürzt, so begann die Reaction auch hinsichtlich der Juden. So sehr auch die Vertreter Oesterreichs und Preussens, die von dem einflussreichen M. A. von Rothschild und der hochherzigen Baronin Fanny von Arnstein den Juden günstig gestimmten Minister Metternich und Hardenberg, bemüht waren, auf dem wiener Congress den deutschen Juden ihre Rechte zu sichern, so scheiterten doch ihre Anstrengungen an dem Widerstande Baierns und Sachsens. In Hannover, Braunschweig, Hessen, in den freien Reichsstädten wurden sie der Gleichstellung wieder beraubt; Lübeck und Bremen verwiesen sie sogar rücksichtslos aus ihren Mauern. Friedrich Wilhelm Hi. hob das Gesetz von 1812 wieder auf und erliess in den verschiedenen Provinzen seines Königreichs viele die Juden beschränkende Gesetze. Judenfeindliche Schriftsteller fachten den alten Hass wieder an und der Widerwille gegen die Juden nahm seit 1818 in ganz Deutschland derart zu, dass es alsbald zu Judenhetzen kam. Das Signal wurde diesmal in Würzburg gegeben; am 2. August 1819 brach hier ein Tumult aus, und die Juden waren gezwungen, die Stadt zu verlassen. In ganz Franken gab es blutige Scenen; in Frankfurt, Darmstadt, Karlsruhe, Heidelberg, in Hamburg, Güstrow, überall bis nach Kopenhagen und Danzig rottete sich unter dem Rufe Hep-Hep (Hiero-solyma est perdita) der Pöbel gegen die Juden zusammen. Gebildete Juden, wie Jakob Weil in Frankfurt, Gotthold Salomon, der spätere Prediger in Hamburg, und vorurtheilsfreie Christen, wie der Dichter Julius von Voss, der greise reformirte Geistliche Ewald in Karlsruhe, August Krämer in Regensburg, suchten allerdings die gemeinen Anschuldigungen, wie sie die Judenfeinde Rühs, Fries, Hundt-Radowsky erhoben, zurückzuweisen; aber was half’s? die Juden waren recht- und machtlos. Die deutschen Juden mussten ihre Gleichstellung mühsam erkämpfen. Dieser Emancipations-Kampf, der auch gegenwärtig noch nicht völlig beendet ist, hat eine reiche Literatur geschaffen. Einer der ersten Vorkämpfer der Emancipation war Gabriel Riesser, der, geb. in Hamburg 1806, gest. 1863, ein Enkel des hamburger Oberrabbiners Raphael Kohen, für das Rechtsstudium bestimmt wurde. Angefeuert durch die freiheitliche Bewegung, welche die Julirevolution des Jahres 1830 auch in Deutschland hervorgerufen, erhob er seine Stimme für die Rechte seiner Glaubensgenossen. Um die Judenfrage, welche in den verschiedenen Staaten 1831 wieder zur Berathung gelangte, recht in Fluss zu bringen, gründete er die Zeitschrift „Der Jude“. Blätter für Religion und Gewissensfreiheit“, in der er von seinen Glaubensgenossen den Stolz des Selbstgefühls und von den Völkern die Gleichheit der Rechte forderte. Das erste glückliche Resultat für die rechtliche Stellung der Juden bot Kurhessen, wo die völlige Emancipation am 29. October 1833 ausgesprochen wurde. Von geringem Erfolge waren seine Bemühungen in Baden, wo man auf den judenfeindlichen Theologen Paulus mehr als auf den ihn bekämpfenden Riesser hörte. Immer rüstig verfocht er die Sache seiner Glaubensgenossen sowol gegen Paulus, Streckfuss, Bruno Bauer u. A., als auch 1848 in der deutschen Nationalversammlung in Frankfurt, deren Vicepräsident er einige Zeit war. 10

5. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 21

1888 - Leipzig : Engel
— 21 — waren nicht mehr im Stande sie zu beruhigen, und das Signal zum Aufstande war gegeben. Zum Unglück für die Juden befehdeten sie sich auch untereinander. Sie zerfielen in eine Partei der Zeloten (Eiferer), die das Joch der Römer um jeden Preis abschütteln und die Freiheit wieder erkämpfen wollten, und in eine Friedenspartei, an deren Spitze der König Agrippa und seine Verwandten standen. Vergebens rieth Agrippa, von seiner wegen ihrer Schönheit berühmten Schwester Berenice unterstützt, sich den Römern zu unterwerfen und dem Landpfleger Florus noch kurze Zeit zu gehorchen; vergebens beschwor er die Menge unter Thränen, mit dem mächtigen Rom keinen Krieg anzufangen. Die Zelotenpartei gewann die Oberhand, Agrippa musste Jerusalem verlassen; der Empörung war nicht mehr Einhalt zu thun. In den Strassen Jerusalems wüthete sieben Tage ein erbitterter Kampf zwischen den Zeloten und den Friedlichgesinnten, in welchem letztere unterlagen; die Paläste gingen in Flammen auf und die römische Besatzung wurde niedergemacht. Mit Blitzesschnelle verbreitete sich der Aufstand, zugleich aber auch der Kampf zwischen Heiden und Juden, über das ganze Land. In Cäsarea wurde die ganze jüdische Bevölkerung, gegen 20000 Menschen, vernichtet, in Askalon, Ptolemais und ändern Städten wurden die Juden getödtet, in Alexandrien, wo der abtrünnige Tiberius Alexander, ein Neffe des Philosophen Philo, Statthalter war und den Mordbefehl ertheilt hatte, verloren 50000 ihr Leben. Nun durfte der syrische Statthalter Cestius Gallus nicht länger ruhig zusehen; er rückte mit einem Heere in Judäa ein, brannte Städte und Dörfer nieder und zog gegen Jerusalem, um durch Waffengewalt die Empörung zu unterdrücken. Die Zeloten-führer Simon bar Giora und Eleasar den Simon griffen ihn aber an, zersprengten seine Legionen, verfolgten sie, und Gallus musste sich mit grossem Verluste zurückziehen. Dieser Sieg hob ihren Muth sehr, sodass sie sich Vornahmen, der Macht des römischen Reiches Trotz zu bieten, und um den Krieg nachdrücklicher fortsetzen zu können, ernannten sie über die verschiedenen Landes-theile Statthalter und Befehlshaber. Eleasar und Johannes den Hananja, Joseph bar Gorion und Joseph den Simon erhielten wichtige Posten, der allerwichtigste aber, die Landschaft Galiläa, wurde dem Joseph den Matthias übertragen. Dieser Mann, als Geschichtschreiber unter dem Namen Flavius Josephus bekannt, geboren in Jerusalem 37 n. Chr., stammte aus einer angesehenen priester-lichen Familie. Schon als Knabe von 14 Jahren hatte er sich so tiefe Kenntnisse der Gesetzeskunde angeeignet, dass selbst die Priester und Aeltesten nach seinem Rathe verlangten. Im 16. Jahre ging er zu den Essäern über, kehrte aber nach drei Jahren zu den Pharisäern zurück; fortwährend an seiner weitern Ausbildung arbeitend, eignete er sich auch die Kenntniss mehrerer Sprachen an. Bei Ausbruch des Krieges war Josephus 29 Jahre alt, und da man ihn als tüchtig, entschlossen und besonnen kannte, wurde er zum Befehlshaber in Galiläa ernannt. Seiner eigenen Versicherung gemäss war er eifrig bemüht, seinem Vaterlande zu dienen. Er rief alle waffenfähigen Männer zur Vertheidigung auf, versah sie mit Waffen, organisirte sogar eine Reiterschar, befestigte die wichtigsten

6. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 23

1888 - Leipzig : Engel
- 23 — Vorläufig gönnte Vespasian seinen erschöpften Truppen Kühe und setzte erst im Frühjahr (68) den Kampf fort, indem er gegen Peräa zog, das er in 3 Monaten unterwarf. Da erlitt der Krieg durch die Kaiserwahl in Rom einen Aufschub. Nach Nero’s Tod (Juni 68) wurde nämlich Galba zum Kaiser ausgerufen, nach wenigen Monaten aber ermordet und Vespasian zum Kaiser erwählt. Er kehrte nach Kom zurück, um die Krone zu übernehmen, und übergab seinem Sohne Titus den Oberbefehl mit dem Aufträge, Jerusalem zu erobern. In der einst blühenden jüdischen Hauptstadt rasten die Parteien mit wilder Tvuth gegeneinander. Die Zeloten führten eine Schreckensherrschaft und licsson alle, die als römerfreundlich galten, hinrichten. Auf Anstiften des Johann von G-iskala riefen sie sogar die Idumäer herbei, drangen mit ihnen in die Stadt und richteten ein furchtbares Blutbad an: 12000 Friedensfreunde, darunter die Hohenpriester Anan und Josua den Gamala, der Gemahl der reichen Martha, bekannt durch die Gründung von Schulen, wurden grausam ermordet. Johann von Giskala, der leidenschaftlichste Zelotenführer, bemächtigte sich nun der Herrschaft, sodass Simon bar Giora vom Hohenpriester schleunig zur Hülfe gerufen wurde. Die blutigen Kämpfe, welche unter den Parteien wütheten, beschleunigten den Fall Jerusalems, gegen das Titus im April 70 sein Heer richtete. Die Stadt war stark befestigt und von drei Wällen und hohen Mauern umgeben: die erste umschloss Bezetha, eine Vorstadt, die zweite Mauer schloss die Unterstadt mit der Burg Antonia ein, in deren Nähe sich der Tempel befand, die dritte Mauer umgab die Oberstadt oder den Zion. Alle diese Mauern waren mit Thürmen versehen, daher zu einer Zeit wo man noch nichts von Schiesspulver wusste, nur mit der grössten Schwierigkeit zu zerstören oder zu übersteigen. Titus lernte sehr bald die Tapferkeit der Juden kennen, denn als er sich eines Tages mit einer Abtheilung Reiter der Stadt näherte, um die Lage und Vertheidigungsanstalten derselben näher in Augenschein zu nehmen, drangen plötzlich die Juden aus der Stadt hervor, brachten seine Reiter in Unordnung und nöthigten ihn selbst, sein Heil in der Flucht zu suchen. Durch diesen und ähnliche Erfolge wurden die Juden kühner, sie machten verschiedene Ausfälle, und erst nach einem heissen Kampfe gelang es den Römern, die Angreifer zurückzuschlagen. Nachdem der Antrag einer friedlichen Verständigung von den Juden abgewiesen worden war, liess Titus die Belagerungsmaschinen aufstellen. Die Belagerten machten neue Ausfälle und kämpften mit beispielloser Todesverachtung, dennoch gelang es den Römern, die äusserste Mauer und Bezetha (11. Ijar = Mai) zu nehmen. Nach heissen Kämpfen, in denen Johann von Giskala und seine Schar durch Heldenmuth und Unerschrockenheit sich auszeichneten, wurde zwei Monate später auch die zweite Mauer mit der Antonia erstürmt (17. Tamus = Juli); von diesem Tage an musste der Opferdienst aus Mangel an Tliieren eingestellt werden. Die Hungersnoth, welche seit der Belagerung in der von Menschen überfüllten Stadt wüthete, hatte bald ihren Höhepunkt erreicht. Die Lebensmittel waren soweit aufgezehrt, dass viele Reiche ihre Habseligkeiten um ein Mass Korn oder Gerste hingaben. Die Noth war so gross, dass man Lederstücke zernagte und Heu zur Speise nahm, ja selbst an unfläthigen Orten nach unreinen und un-

7. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 115

1888 - Leipzig : Engel
— 115 — Gross war die Steuerlast, unter der die Kosacken seufzten, es bedurfte bios der Leidenschaft eines Einzelnen, um diese wilde Horde zur Empörung zu bringen. Hire Wuth wandte sich nicht nur gegen die Polen, ihre Bedrücker und Frohnherren, sondern auch gegen die Juden, welche ihnen als die Werkzeuge des polnischen Adels und die rücksichtslosen Eintreiber der Steuern verhasst waren. Schrecken und Entsetzen verbreitete sich daher unter den Juden des Polenreichs bei der Kunde von dem Aufstande des Kosackenhäuptlings Chmel- nicki (Chmel). Mit wilden Mordscharen unter noch wildern Führern durchzog er mordend und plündernd das Land, überall wohin ihn der Kriegsturm führte, stürzte er sich mit furchtbarer Wuth auf die Juden und richtete ein Blutbad unter ihnen an, wie die Geschichte es nicht schrecklicher zu verzeichnen hat. Die Metzeleien begannen im Mai 1648 östlich vom Dnieper, Tausende wurden ermordet, Tausende geriethen in die Gefangenschaft der Tataren; in Nemirow wurden 6000 Juden mit ihrem Eabbi (10. Juni) erschlagen und ihre Leichen den Hunden vorgeworfen. Den Juden in Tulczyn stellte man die Wahl zwischen Taufe und Tod, aber kein Einziger wollte um diesen Preis das Leben erkaufen, gegen 1500 wurden gemartert und hingerichtet. An demselben Tage, 24. Juni, fielen ebensoviel in Homel. In der Stadt Nerol wurden 12000 Juden erschlagen. Grauenhafte Scenen wiederholten sich in allen Städten der Ukraine, Volhyniens und Podoliens, selbst die Wahl Johann Kasimir’s zum König von Polen machte dem Schlachten kein Ende; es dauerte bis zum Jahre 1655 und erstreckte sich auch auf die bis dahin verschonten Gemeinden von Lithauen. Die Gemeinde Wilna, eine der grössten Polens wurde fast vollständig aufgerieben, in Lublin wurden fast alle erschlagen. Kaum waren diese Leiden überstanden, so durchzog (1656) Karl X. von Schweden sengend und brennend das Land. In Posen, wo 2000 Familien wohnten, starben die meisten vor Hunger oder fielen der Pest zum Opfer; in Lissa wurden Hunderte gemordet, überall bis Krakau richtete er Verheerung unter den Juden an. Die Zahl der Juden, welche in den Jahren 1648—1658 in Polen umgekommen sind, wird von Einigen auf 600000 angegeben. Ueber diese Drangsale hat sich eine Reihe deutscher und polnischer Rabbiner in Klagen und Selichot vernehmen lassen; mehrere dieser Klagelieder werden alljährlich am 20. Siwan, dem Tage des Gemetzels von Nemirow, der seit damals als Trauertag eingeführt ist, von den jüdischen Gemeinden in Polen noch jetzt recitirt. Seit der Vertreibung aus Spanien hatte die Juden ein solches Leid nicht getroffen. Aller Mittel entblösst traten alle diejenigen, welche dem Blutbade und der Pest entronnen waren, die Wanderschaft an: viele entflohen nach Ungarn, Mähren und Böhmen, andere begaben sich nach Deutschland, Holland und Italien. Die Juden aller Länder leisteten den Unglücklichen brüderliche Hülfe, dafür boten ihnen die polnischen Flüchtlinge ihr talmudisches Wissen. Unter den aus-gewanderten Rabbinern ragte besonders hervor: Sabbatai Kohen, der, erst 41 Jahre alt, als Rabbiner von Holleschau (Mähren) 1663 starb; sein Commen-tar zum Schulchan Aruch Jore Dea und Choschan Mischpat, „Sifte Kohen“ (Schach) genannt, steht in gleichem Range mit dem von Abraham Abele Gumbinner

8. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 149

1888 - Leipzig : Engel
— 149 — auch 63 kleine Kinder ihren Eltern entreissen und ihnen die Nahrung entziehen. Unglücklicherweise wurden die Juden auf der Insel Rhodus zur selben Zeit des Mordes eines jungen Griechen, der sich erhängt hatte, beschuldigt und durch unmenschliche Folterqualen zum Geständniss gebracht. Nun erhob sich in ganz Syrien und der Türkei ein Sturm gegen die Juden: die Volkswuth überliess sich den zügellosesten Ausschweifungen: in Damaskus, Beirut und ändern Orten wurden die Synagogen entweiht und die Juden misshandelt. Als die Kunde von diesen schauderhaften Vorgängen nach Europa gelangte, wurden die Juden aller Länder von tiefstem Schmerz ergriffen. Die Juden in Frankreich und England verbanden sich zu einer gemeinschaftlichen Action. An der Spitze der französischen Juden stand Adolph Cremieux (geb. zu Nimes 1796), der schon damals als ausgezeichneter Redner und Vorkämpfer gegen Vor-urtheile bekannt war. In einer Versammlung der angesehensten Männer Londons wurde sodann unter dem Vorsitze Moses Montefiore’s (geb. in Livorno 1784) beschlossen, einflussreiche Juden nach dem Orient zu schicken, um die Bosheit der Blutanklage darzulegen und die Opfer des Fanatismus zu retten. Mit edler Menschenliebe nahmen sich auch die europäischen Regierungen der Sache an. Metternich und Palmerston thaten energische Schritte zu Gunsten der Bedrückten, selbst der Kaiser von Russland drückte den Wunsch aus, das solche empörende Missbräuche und Grausamkeiten für immer abgeschafft würden. Hoch-gestellte Christen, wie der berühmte Kirchengeschichtsschreiber Neander in Berlin, der wiener Domprediger Veith, Lord Howden in London u. a. m. betheuerten, dass die gegen die Juden erhobene Beschuldigung völlig grundlos sei. Mit Empfehlungsschreiben von der Königin Victoria versehen, trat Moses Montefiore, begleitet von seiner edlen Gattin, Judith, und seinem sprachgewandten Secretär, Dr. Loewe, seine Mission an. In Frankreich gesellten sich zu ihm Cremieux und der ausgezeichnete Orientalist Sal. Munk; am 4. August landeten sie in Kairo. Bald nach ihrer Ankunft erhielten sie eine Audienz bei Mehemed Ali; es vergingen jedoch mehrere Wochen, ehe ihnen eine entscheidende Antwort ertheilt wurde. Am 6. September musste endlich Scherif Pascha die Gefangenen freigeben; sie waren fast alle infolge der Folterqualen verstümmelt. Um die Juden im türkischen Reich vor ähnlichen Verfolgungen zu sichern, begab sich Montefiore nach Konstantinopel und bewirkte vom Sultan einen Ferman, der die Beschuldigung, dass die Juden Menschenblut gebrauchten, für eine böswillige Verleumdung er’ klärte und zugleich verhiess, dass „fernerhin die jüdische Nation dieselben Rechte und Freiheiten gemessen solle, welche allen ändern Nationen im türkischen Reich bewilligt sind.“ Die Nachricht von den glücklichen Erfolgen der jüdischen Vertreter im Orient rief einen ungeheuern Enthusiasmus hervor; auf ihrer Rückreise wurden sie überall im Triumph empfangen. Cremieux und Montefiore hörten auch später nicht auf, für ihre Glaubensgenossen thätig zu sein. Montefiore, der in seinem Wappen mit hebräischen Lettern das Wort „ Jeruschalajim“ führt, machte sich in seiner Frömmigkeit die Wohlfahrt der Juden in Palästina zur Lebensaufgabe. 1875 pilgerte er als

9. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 28

1888 - Leipzig : Engel
- 28 — §. 3. Kämpfe der Juden gegen Griechen und Römer. Bar Kochba. Während die jüdischen Gelehrten den Ausbau der Lehre und die Erstarkung des Judenthums beförderten, seufzte das jüdische Volk unter dem Drucke der römischen Herrschaft. Kaiser Domitian, der Bruder und Nachfolger des jung verstorbenen Titus, behandelte die Juden, mehr aber noch die Proselyten mit grausamer Strenge. Milder verfuhr mit, ihnen der ehrwürdige Nerva, der jedem den Uebertritt zum Judenthum gestattete und den jüdischen Fiscus aufhob. Schwere Zeiten kamen über sie unter der Regierung des Kaisers Trajan, als er im Jahre 107 gegen die Parther zog. Die Juden, welche im parthischen Reiche in grosser Anzahl und in gewisser politischer Selbständigkeit lebten, namentlich die der Stadt Nisibis, leisteten hartnäckigen Widerstand. Einige Jahre später standen die Juden in Cyrene gegen ihre alten Feinde, die Griechen, auf. Mit ihrem Anführer, der nach Einigen Lucas, nach Ändern Andreas hiess, an der Spitze, tödteten sie, wie berichtet wird, 220,000 Griechen. Dafür hatten die Juden in Alexandrien schwer zu büssen, sie wurden unter grausamen Martern getödtet. Aber auch die aufständischen Juden nahmen blutige Rache und richteten unter Römern und Griechen eine furchtbare Verheerung an. Mittlerweile brach eine Empörung der Juden auf der Insel Cypern aus; viele Einwohner wurden getödtet und Salamis, die Hauptstadt der Insel, zerstört. Da schickte Trajan ein Heer nach Cypern unter Anführung des Marcius Turbo, der nach schwerem Kampfe die Aufwiegler besiegte, die Juden von der Insel verbannte und ihnen verbot, sie je wieder zu betreten. Zur Bewältigung des Aufstandes in Aegypten wurde ebenfalls der grausame Turbo beordert , er richtete unter den Juden ein schreckliches Blutbad an und zerstörte auch die alte prachtvolle Synagoge in Alexandrien (117). Nach Trajan’s Tod bestieg Aelius Hadrian den Thron. Anfangs bewies er sich wohlwollend gegen die Juden. Er berief den grausamen Statthalter Lusius Quietus ab, fasste den Plan Jerusalem wieder aufzubauen und gab, zui grossen Freude der Juden, sogar die Erlaubniss, den Tempel wieder zu errichten. Als er aber auf Einflüsterungen der Samaritaner sein gegebenes Versprechen änderte, war die Erbitternng der getäuschten Juden so gross, dass es zur offenen Empörung gekommen wäre, wenn nicht der besonnene R. Josua, der nach dem Tode R. Gamliel’s den Vorsitz in dem nach Uscha verlegten Synhedrion führte, die kriegslustige Menge beschwichtigt hätte. Der niedergehaltene Aufstand brach jedoch 132 um so furchtbarer aus; zwölf Jahre hatten sie sich darauf vorbereitet. An der Spitze desselben stand ein kühner, unternehmender Mann, namens Simon bar Koseba, oder Bar Kochba (Sternensohn), wie er von dem für die Erhebung eifrig wirkenden R. Akiba mit Anwendung des Schriftverses: „Es ist ein Stern aufgegangen in Jacob“, genannt wurde. Nach dem Beispiele R. Akiba’s von vielen als Messias anerkannt, benutzte Bar Kochba die Abwesenheit des römischen Heeres und fasste den Entschluss, das unerträgliche römische Joch abzuschütteln und die Unabhängigkeit des Volkes zu erkämpfen. Aus allen Ländern strömten jüdische Krieger herbei, sodass Bar Kochba bald über ein Heer von 1 /2 Million verfügte. Einer solchen Macht konnte der damalige römische Statthalter, der tyrannische Ruf us, nicht lange Widerstand leisten: innerhalb

10. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 109

1888 - Leipzig : Engel
— 109 — An anderweitigen Zeitgenossen Karo’s sind noch hervorzuheben: Amatus Lusitanus (Juan Rodrigues) aus Castello Branco (geb. 1511), ein in ganz Italien in hohem Ansehen stehender Arzt. Durch sein medicinisches Werk „Centuriae“ erlangte er grosse Berühmtheit. Papst Julius Iii. ernannte ihn zu seinem Leibarzt und in derselben Eigenschaft wollte ihn der König von Polen berufen. Juden, Christen und Mohammedaner, Grafen und Mönche, Krieger und Kaufleute wurden von ihm mit gleicher Sorgfalt behandelt. In seinem Alter liess er sich in Salonichi nieder und starb daselbst als Jude 1568. Joseph Verga, Rabbiner in Adrianopel, beendete das von seinem Grossvater Juda in Spanien begonnene und von seinem Vater Salomo fortgesetzte Buch „Schebet Jehuda“, eine interessante Schilderung der Leiden, welche Israel besonders in Spanien betroffen; dasselbe ist oft gedruckt, ins Lateinische, Spanische und von M. Wiener ins Deutsche übersetzt. § 3. David Rubeni und Salomo Molcho. Die Vertreter der Kabbala. Wie kurz vor und nach der Zerstörung Jerusalems, so gab es auch vor und bald nach der Vertreibung der Juden aus der pyrenäischen Halbinsel Schwärmer, welche der selbst von besonnenen Männern wie Isaak Abravanel auf-gestellten Berechnung über die Ankunft des Messias trauten und das Jahr 1503 als dasjenige verkündeten, in dem der Erlöser erscheinen würde. Als Vorläufer eines Messias trat 1502 in der Nähe von Venedig Ascher Lämmlein, ein Deutscher, auf, indem er die Juden zu Busse, Kasteiungen und Wohlthätigkeit aufforderte. Er fand in Italien und Deutschland selbst unter den Christen Glauben, aber sein Erscheinen hatte keine weitern Folgen. Von grösserer Bedeutung war die durch David Rubeni hervorgerufene messianische Bewegung. Dieser David, der längere Zeit in Arabien und Nubien geweilt, erschien plötzlich in Europa und gab sich für den Bruder eines über den Stamm Rüben regierenden jüdischen Königs aus, daher er sich auch Rubeni nannte. Seine ganze Erscheinung hatte etwas Geheimnissvolles: er war von schwarzer Hautfarbe, zwerghaft, skelettartig, dabei voll Muth und Unerschrockenheit und rühmte sich, in einer einzigen Schlacht 40 Mann erschlagen zu haben. Von Palästina, wo man ihm nicht traute, reiste er über Alexandrien üach Venedig und Rom, wo er von Papst Clemens Vii. mit grosser Auszeichnung behandelt wurde. Eine nicht minder ehrenvolle Aufnahme fand er bei dem König Juan Iii. von Portugal, dem er die Hülfe der Juden gegen Sultan Soliman und zur Eroberung Palästinas verhiess und der einen ganzen Kriegsplan mit ihm verabredet haben soll. Die Anwesenheit eines jüdischen Prinzen in Portugals Hauptstadt rief unter den Marannen eine fieberhafte Aufregung hervor; sie schöpften neue Hoffnung und hielten David für den Messias. In Lissabon schloss sich ihm ein junger Schwärmer von 24 Jahren an; es war dies Salomo Molcho (Diogo Pires), der als Neu-Christ ein ansehnliches Staatsamt bekleidete. Zum Judenthum übergetreten, führte er wie David ein ascetisches Leben, beschäftigte sich mit der Kabbala und hatte infolge der zunehmenden körperlichen Schwäche Visionen und fürchterliche Träume. Molcho verliess Portugal und begab sich nach der Türkei; er hielt sich einige Zeit in
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